Krieg als gute Nachricht?

Ich las gestern von einer Strafanzeige gegen Elmar Theveßen und die Verantwortlichen der TV-Sendung „maybrit illner“, ausgestrahlt am 16. Januar 2025, wegen des Verdachts der Volksverhetzung (§ 130 StGB) und der Anstiftung zu einem Angriffskrieg (§ 80 StGB).
Ich scrollte nach oben und sah den Video-Ausschnitt, in dem Theveßen sagte: „Die gute Nachricht ist, es wird nicht am ersten Tag schon der Frieden ausbrechen in dieser Region.“
Frieden wäre also eine schlechte Nachricht?
Die Formulierung „Frieden ausbrechen“ habe ich noch nie gehört. Das Wort „ausbrechen“ kenne ich im Zusammenhang mit „aus dem Gefängnis ausbrechen, „Krieg bricht aus, ein Vulkan kommt zum Ausbruch“.
Das Wort „ausbrechen“ ist in unserem Sprachgebrauch negativ besetzt.
Ich bin überzeugt, dass die allermeisten Menschen Frieden wollen. Mir fallen Synonyme für Frieden ein. Stille, Ruhe, Harmonie, Ruhe in Frieden, Friede sei mit dir, Liebe.
Wird das positive Wort „Frieden“ mit dem negativ besetzten Verb „ausbrechen“ verbunden, dann erscheint „Frieden“ als negativ.
Ich lernte in der Schule, dass Verben Tätigkeitswörter sind. Frieden ist ein Substantiv. Substantive können „bearbeitet“ werden. Gegenstände werden bearbeitet. Die Wand wird gestrichen, der Stuhl gerückt, das Fahrrad geputzt usw. In diesen Wortverbindungen entstehen positive Gedanken und teilweise positive Ergebnisse, wie ein sauberes Fahrrad.
Wird das Fahrrad zerstört, die Wand beschmutzt oder der Stuhl bricht zusammen, dann wird das Substantiv „negativ“ bearbeitet. Unbewusst wird der Gegenstand mit negativen Gefühlen besetzt. Will der Theveßen Frieden als negativ darstellen? Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Krieg etwas Positives ist.
Es ist also gut, wenn Frieden später eintritt? Es ist also gut, wenn bis dahin weiter Krieg geführt wird? Es ist also gut, wenn weiter Männer, Frauen und Kinder sterben, verletzt und traumatisiert werden? Ich spüre in mir eine aufsteigende Wut.
Ist der Mann psychisch krank?
Im Ukraine-Krieg sterben täglich Menschen, werden verstümmelt, traumatisiert, und der Theveßen hält es für gut, dass nicht sofort Frieden wird. Wahrscheinlich war er noch nie im Krieg.
Vielleicht sollte er mal an die Front und im Kriegsgebiet all das Leid der Menschen erleben. Oder wird Theveßen für seine Aussagen gut bezahlt?
Wie bewusst sind sich die GEZ-Zahler, dass sie diese Kriegshetze mit ihren Geldern unterstützen?
Meine Gedanken wandern zurück zur Strafanzeige.
Was bringt eine Strafanzeige? Welche Wirkung wird sie haben?
Welche Wirkung werden die weiteren Strafanzeigen haben, denen sich Menschen angeschlossen haben?
Das ZDF als öffentlich-rechtliches Fernsehen hat die Aufgabe, die Menschen im Interesse des Staates zu beeinflussen. Wer ist eigentlich der Staat?
Lenin formulierte sinngemäß: „Der Staat ist das Machtinstrument der ökonomisch herrschenden Klasse.“ Reiner Füllmich formulierte es einmal im Corona-Aussschuss etwa so: „Der Staat sind wir doch alle.“
Ist dann das Staatsfernsehen für uns alle?
Würden wir alle der Kriegshetze und dem Krieg zustimmen?
Wenn der Staat ein Machtinstrument ist, dann dient das Instrument der Macht. Logisch bei so einer Wortzusammensetzung.
Die weitere logische Folge ist, dass die herrschende Klasse die Macht besitzt. Die Macht über wen? Warum hat sie die Macht? Warum übt sie die Macht aus?
Nochmal zurück zum Staat. Der Staat ist abstrakt und zeigt sich in seiner Organisationsform.
Dazu gehören die Struktur der Kommunen, Kreise, Bundesländer, Gesetze, Militär, Polizei, Justiz, Finanzämter usw. In ihnen arbeiten Menschen. Die Menschen erfüllen, die vorgegebenen Aufgaben. Wer legt die Aufgaben fest? Wer beschließt die Gesetze, die als Regeln des Zusammenlebens gelten sollen? Doch nicht wir alle, oder? Also sind auch nicht wir alle der Staat.
Die Justiz mit ihren Richtern wird die Strafanzeige bearbeiten und ein Urteil fällen. Da die Richter im Auftrag des Staates handeln und somit im Auftrag der ökonomisch herrschenden Klasse und diese am Krieg verdient, hat Theveßen wahrscheinlich wenig zu befürchten.
Mir kommt eine Szene aus einem Kinderfilm in den Kopf. Der Häuptling tritt vor seinen Stamm und nimmt einen Pfeil aus seinem Köcher. Er hält ihn vor seine Brust und sagt: „Einen können sie brechen.“ Er bricht den Pfeil durch. Dann nimmt er ein ganzes Bündel Pfeile in die Hand und sagt: „Aber uns alle können sie nicht brechen.“ Er versucht, das Bündel Pfeile zu zerbrechen, doch es gelingt ihm nicht.
Was würde wohl passieren, wenn Tausende, vielleicht Hunderttausende Menschen eine Strafanzeige wegen Kriegshetze stellen?
Was wäre wenn, alle friedliebenden Menschen keine Tätigkeiten mehr durchführen, die einen Krieg beginnen, weiterführen oder anderweitig begünstigen?
Was wäre, wenn alle Arbeiter in Rüstungsfabriken nicht mehr zur Arbeit gehen, Menschen nicht zur Armee gehen oder aus ihr austreten, Tankstellen keinen Sprit an Militärfahrzeuge liefern?
Würde dann Frieden in der ganzen Welt werden?
Die Mutter hat die Macht über ihr Neugeborenes. Der Säugling braucht die Muttermilch, genauso wie die Wärme, Liebe, Zuwendung, Harmonie. Sie kommt wohl nie auf die Idee, die Macht über ihr Neugeborenes auszuüben. Sie begegnet ihrem Kind mit Liebe, Wärme und Zuneigung. Die Natur will es so.
Frieden, Liebe, Harmonie, gut miteinander auskommen, Zuneigung, Herzenswärme, Einvernehmen, Wohlwollen, Akzeptanz, Freude, Freundschaft und viel mehr machen uns glücklich.
Ich spüre bei diesen Gedanken Kraft und Energie. Ich stehe aus meinem Bett auf, setze mich an den Computer und schreibe. Ich vergaß noch im Bett liegend meine Dankbarkeitsübung. Ich mache sie heute später.
Ich bin fast fertig mit dem Schreiben, da befällt mich etwas Traurigkeit.
Warum schaffen es die friedliebenden Menschen nicht, Frieden zu schaffen?